2007

Freies Selbstsein: Authentizität und Regression

Psychologie des Selbstseins [The psychology of selfhood].

Kuhl, J.

„Die Entwicklung der Konsumgesellschaft zeigt die Tendenz, den Begriff von Authentizität und Selbstsein zu trivialisieren. Es geht nur noch um die zur Nachahmung medial verbreiteten Stile, während die Entwicklung substanzieller Lebensziele dahinter zurücktritt und verblasst.“ Diese Worte eines kanadischen Philosophen (Taylor 2005, S. 52) verdeutlichen die aktuelle Bedeutung der in diesem Buch aus psychologischer und philosophischer Sicht behandelten Begriffe von Authentizität und Selbstsein. Woran liegt es, dass das von den meisten Menschen als attraktiv und entwicklungswürdig angesehene Selbstsein (im individualistischen Sinn westlicher oder in der kollektivistischen Bedeutung östlicher Kulturen) offensichtlich so schwer zu realisieren und das Verfehlen dieses Entwicklungsziels so schwer zu erkennen ist? Gründe wie die Trennung des Arbeits- und Privatlebens, die nach Max Weber die Reduktion einer authentischen Verantwortungs- auf eine entfremdungsfördernde Gesinnungsethik verschärft hat, reichen nicht aus, um diese Frage zu beantworten. Die Klärung der philosophischen Bedeutung und der psychologischen Ursachen des eigentlich zu allen Zeiten für die menschliche Existenz charakteristischen Risikos, von einem authentischen Selbstsein abgeschnitten zu werden, soll mehr liefern als eine intellektuelle Klärung: Sie soll zeigen, dass es auch proximale Angriffspunkte zum Schutz vor Gefährdungen der Selbstbestimmung des Individuums gibt, die ja die Grundlage freiheitlicher Demokratie bildet.

Freies Selbstsein: Authentizität und Regression [Free selfhood: Authenticity and regression].

Kuhl, J., & Luckner, A.

Was meinen wir, wenn wir von einem Menschen sagen, er sei ganz er selbst? Wie kann es sein, dass eine Person nicht mit sich übereinstimmt? Was bedeutet es, wenn jemand sich verfehlt? Diese Fragen betreffen den Problemkreis der Authentizität oder des freien Selbstseins. Jeweils aus einer philosophisch-phänomenologischen und einer psychologisch-funktionsanalytischen Perspektive werden diese Themen unterschiedlich beleuchtet. Dabei stellt sich heraus, dass die Phänomene von Authentizität und Eigentlichkeit sowie Regression und Uneigentlichkeit auf die Möglichkeit sogenannter »existenzieller Entscheidungen« verweisen und eng mit dem Phänomen des Gewissens zusammenhängen. Die Frage authentischer Existenz wird von den Autoren unterschiedlich angegangen; beide Dialogpartner treffen sich aber in der Bestimmung von eigentlichem Selbstsein als einer Selbstaneignung – jenseits der gängigen Vorstellung von essentialistischer »Selbstfindung« und dezisionistischer »Selbsterfindung«. Authentizität beruht vielmehr auf einer bewussten Authentifikation schon vorhandener Strebungen. Es gibt daher auch kein freies, eigentliches Selbstsein ohne die beständige Möglichkeit der Regression und der Selbstverfehlung.

2003

Psychological Inquiry

In search of the real self: A functional perspective on optimal self esteem and authenticity.

Koole, S. L., & Kuhl, J.

Comments on the article by Kernis (see record 2003-99686-001) on a theoretical perspective on the nature of "optimal" self-esteem. In the opinion of the present authors, Kernis makes a convincing case that secure self-esteem is linked to the functioning of the authentic self in theoretically significant ways. Nevertheless, as one might expect for an underinvestigated topic such as this, there remain some important unanswered questions about the relation between self-esteem and authenticity. In particular, Kernis's analysis leaves unexplicated (a) how the various forms of secure self-esteem are theoretically related to each other, (b) how secure self-esteem is linked to authenticity, and (c) why secure self-esteem should be optimal. In the following paragraphs, the present authors attempt to show how a recent perspective, known as Personality Systems Interactions (PSI) theory (Kuhl, 2000, 2001), may contribute to the resolution of these issues.